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Eine geschichtliche, sozialgeschichtliche und kultursoziologische Betrachtung
Vorgehensweise
Ein Haufen aufständischer Bauern 1524/25.
In diesem Teil der Blog Reihe werden wir nach den im Teil 1 beschriebenen Grundmustern in der deutschen Geschichte suchen, um festzustellen, welche Ereignisse das Potential hatten, Erlebnisse von Entfremdung auszulösen und inwieweit man solche Verlusterfahrungen in einem kausalen Zusammenhang zu Gewalt sehen kann. Dabei ist es notwendig, deutlich zu machen, dass ein Recherchieren in der geschichtlichen Vergangenheit einer Gesellschaft nur einen sehr stark limitierten Einblick in eine andere Zeit vermitteln kann und dass es daher sehr wichtig ist, sich in diesem Zusammenhang um so viel Objektivität wie möglich zu bemühen und sich bewusst zu sein, das eine wirklich objektive Sicht schon dadurch limitiert ist, dass Informationen aus einer anderen Zeit immer aus der Perspektive des jeweiligen Betrachters heraus bewertet werden. Aus diesem Grund werde ich mich nicht nur auf geschichtswissenschaftliche Auslegungen stützen, sondern auch auf zeitgenössische Zitate und werde kulturelle Produktionen analysieren, die das Erlebnis einer Gewalt- oder Verlusterfahrung reflektieren. In diesem Zusammenhang werde ich untersuchen, inwieweit diese Produktionen in der Lage waren, Erfahrungen von Angst und Verlust zum Ausdruck zu bringen und dadurch zu ihrer Verarbeitung beizutragen. Dabei wird es wichtig sein zu ergründen, inwieweit sich ein gesellschaftlicher Bezugsverlust erkennen lässt, der sich mit der Zeit verstärkt hat. Für die Analysen der Kulturproduktionen werde ich, soweit es sich um Erzählungen im weitesten Sinne handelt, die folgenden Formen der narrativen Textanalyse verwenden:
- Das von dem Semiotiker Algirdas Julius Greimas (1983) entwickelte Konzept des grundlegenden Erzählmodells, das er für die Analyse von traditionellen Märchen entwickelte.
- Eine Untersuchung der Identität und Intentionalität des Erzählers, nach einer Methode des Linguisten Michael C. Toolan (1988).
- Eine Methode, die zwischen den drei Aspekten der narrativen Zeit – Reihenfolge, Dauer, Häufigkeit – unterscheidet und von dem Literaturkritiker Gerard Genette (1980) entwickelt wurde.
- Eine Analyse der Verwendung von Zeit in narrativen Fiktionen unter Bezugnahme auf den Literaturtheoretiker Shlomith Rimon-Kenan (1983).
- Eine Untersuchung der Charaktereigenschaften durch die Verwendung von Adjektiven nach einer von dem Philosophen und Literaturtheoretiker Tzvetan Todorov (1981) entwickelten Methode.
Wie im neurobiologischen Bereich so sind auch in der Geschichte die politischen und gesellschaftlichen Abläufe sehr komplex und vielschichtig. Ich werde diese vereinfacht darstellen müssen und mich auch hier auf Muster und Grundstrukturen konzentrieren, die den kausalen Zusammenhang zwischen Bezugsverlust, Entfremdung und Gewalt aufzeigen.
Bibliographie
Genette, G. (1980). Narrative Discourse: an Essay in Method. New York: Cornell UP.
Greimas, A. J. (1983). Structural Semiotics: An attempt at a method (Translated by D. Mc Dowell et al. ed.). Lincoln: University of Nebraska Press.
Rimon-Kenan, S. (1983). Narrative Fiction: Contemporary Poetics. London: Methuen& Co Ltd.
Todorov, T. (1981). Introduction to Poetics . Brighton: The Harvester Press Ltd.
Toolan, M. J. (1988). Narrative: A critical Linguistic Introduction. London : Routledge.
Abbildungen
Quelle: picture alliance /Bildagentur-online/Celeste